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Theorie - Lesen bildet, Beobachten auch

Der Mensch lernt nicht aus dem Buch!
Das macht Sinn und ich bin überzeugt, das die Praxis der beste Lehrmeister ist. In solch einem breiten Feld, wie der Pferdeausbildung aber, würde es länger als ein Menschenleben dauern, um das Wissen über die Pferde und deren gute Ausbildung durch die Praxis zu erlangen. Ich finde es deshalb richtig und empfehlenswert, sich neben der praktischen Tätigkeit durch Lesen und Beobachten weiter zu bilden. Auch hat nicht jeder die Mittel und/oder die Zeit jeden Schritt - und sei er noch so klein - sofort in der Praxis auszuprobieren.
Eine Mehrgleisigkeit in der Vorbereitung der Ausbildung ist hier ratsam, um nicht in seiner kleinen eigenen Welt mit seinen Problemen allein zu bleiben oder gar unter zu gehen. Die modernen Medien machen Lesen und Beobachten nun allerdings so breit möglich, dass eine erste Orientierung nötig ist, um nicht über das Ziel hinaus zu schießen. man sollte sich also die folgenden Kapitel auch schon mal anlesen, bevor man voller Elan in die theoretische Welt eintaucht (wobei es durchaus Spaß machen kann, zu lesen, wie vielfältig sich Menschen mit Pferden beschäftigen). In der Literatur zum Pferd kann man ausgiebigst den Strömungen der verschiedensten Ausbildungsansätze nachgehen. Bei der Beobachtung sind Videos mittlerweile auch ein probates Mittel, die Theorie schon etwas in Richtung „praktische Umsetzung“ zu verlassen. Die Beobachtung von Pferden in verschiedenen Haltungen, von Ausbildungseinheiten, Seminaren und Turnieren in den diversen Sport- un Reitarten ist aber spannender und gibt oftmals schnell Aufschluss darüber, ob dies oder jenes für mich und mein Pferd ein denkbarer Weg sein wird.
Also: nur Mut und heran ans Objekt.

Hier eine kleine exemplarische Auswahl an Büchern und Methoden, die ich mir in der Vergangenheit angeschaut habe (nicht auswendig gelernt!) und die in jedem Fall lesens-/betrachtenswert sind. Und wenn es nur ist, damit man weiß, was man nicht möchte (und das wird bei jedem etwas Anderes sein):

„Das Gymnasium der Pferde“ von G. Steinbrecht finde ich sehr grundlegend, aber etwas ambitioniert um damit zu beginnen.

„Die akademische Reitkunst“ von Bent Branderup ist wertvoll und beinhaltet so viele gute Tipps und kann einen Weg weisen für Mensch und Pferd. Jedoch auch diese Bücher sind für Einsteiger einfach oft zu schwierig geschrieben.

Die Standardwerke der FN finde ich gut und auch lesbar durch den jetzt moderneren Aufbau der Bücher. Aber die FN hat bei mir ein Glaubwürdigkeitsproblem (wenn man nur schreibt, wie es sein soll, aber in der Realität alles anders macht). Und ich persönlich habe bisher in der Mehrheit nur FN Trainer gesehen, die nach überalteten Schemata unterrichten (Aber ich hoffe noch auf andere…).

„Mit Pferden tanzen“ von Hempfling war noch nie so ganz mein Ding.

„Die Sprache der Pferde“ von Monty Roberts habe ich – inklusive einiger seiner kräftigen Fehlinterpretationen – anfangs falsch eingeschätzt (auch mangels Alternativen) und als gangbaren Weg gesehen. Das würde ich heute in der Gänze seiner Anschauungen und Methoden nicht mehr tun.

„So verdient man sich die Sporen“ von Horst Stern ist ein tolles Buch (ich liebe das Hörbuch, gelesen von H.-H. Isenbart), setzt aber auch weit „oben“ in der Ausbildung an. Das beginnt gleich mit dem Reiten und läßt das Annähern des Menschen ans Pferd und die Zähmung des Pferdes komplett aus (ist aber auch nicht der Titel des Buches…).

Ingrid Klimkes „Grundausbildung des jungen Reitpferdes“ mag ich sehr. Aber auch Ihre Bücher sind schon auf das Reiten aus und damit beginnen sie mir im Schulsystem der Pferde schon weit hinter der „Grundschule“.

„Anspannen und Fahren“ von Benno von Achenbach oder „Die Kunst des Fahrens“ von Max Pape – beide unentbehrlich für den Fahrer - streifen die Ausbildung der Pferde gerade mal und geben hier keine wirkliche Hilfe.

Die Bücher von Philippe Karl hinterlassen einen bleibenden Eindruck, sind fundiert und geben Einblick in eine Kunst des Reitens, die wirklich ein Traum ist. Sie umschreiben - wie viele der obigen Bücher - ein Ziel, welches man nicht aus den Augen verlieren sollte.

„Die Freizeitreiter Akademie“ von Claus Penquitt hat mir viel strukturiertes Wissen und manchen Denkanstoß gegeben, den ich auch gerne in die Pferdeausbildung – gerade bei der Durchlässigkeit von Hilfen und deren Einsatz, einfließen lassen möchte.

Und so weiter und so fort…

Schätzungsweise kommt jede Woche eine „neue“ Methode auf den Markt (und das Wort „Markt“ sagt ja schon vieles). Ob man die alle durcharbeiten muss, kann ich nicht sagen. Aber manchmal sind es nur einzelne Wörter in einem Zweitagesseminar oder ein Satz in einem Buch oder eine Geste in einem Video oder eine Verhaltensweise in einem Turnier, die einem klar machen, was man will und was eben nicht. Dies zu erkennen ist wichtig.
Höre und schaue Dir Alles an und behalte von Jedem das Beste!
Ein Satz der Dich weiterbringen wird (vorausgesetzt, man erkennt das beste ;o)

Vor vielen Jahren (ich schätze mal knapp 40) habe ich mit Begeisterung ein damals in unserem Umfeld sehr populäres, kleines Buch gelesen. Mehrmals, immer wieder. Der Autor, Antoine de Saint-Exupéry, schrieb darin Inhalte, welche mich stark beeindruckten. An Pferde dachte ich damals überhaupt nicht - heute umso mehr. Und ein Abschnitt kommt mir immer wieder in den Sinn. Wenn ich ein Pferd sehe, das nach Ausbildung ruft. Wenn ich Menschen sehe, die mit ihren Pferden ringen. Wenn ich Pferde sehe, die aufs Abstellgleis geschoben werden, weil die Ausbildung komplett versagt. Dann fällt mir das Kapitel 21 dazu ein:

  • Bitte … zähme mich!«, sagte der Fuchs zum kleinen Prinzen.
  • „Das würde ich gern tun“ antwortete der kleine Prinz „aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muss Freunde finden und viele Dinge lernen.“
  • „Man versteht nur die Dinge, die man zähmt“, sagte der Fuchs. „Die Menschen haben keine Zeit mehr, um etwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Da es aber keine Läden für Freunde gibt, haben die Menschen keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, dann zähme mich!“
  • „Was muss ich machen?“, sagte der kleine Prinz.
  • „Du musst sehr geduldig sein“, antwortete der Fuchs. „Du wirst dich zunächst mit einem kleinen Abstand zu mir in das Gras setzen. Ich werde dich aus den Augenwinkeln aus anschauen und du wirst schweigen. Sprache ist eine große Quelle für Missverständnisse. Aber jeden Tag setzt du dich ein wenig näher…“ (aus „Der kleine Prinz“)

Und wenn Du nicht nur ein Sportgerät suchst, sondern auch einen Freund in Deinem Pferd finden möchtest, dann möchte ich für Dich hier beginnen.
Nimm Dir Zeit für Deinen zukünftigen Freund.
Setz Dich neben Dein Pferd.
Das ist der Anfang von Allem.
So einfach…

theorie.txt · Zuletzt geändert: 2016/09/11 14:54 von andreasweingarten

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